Kennen Sie das? Ein Monat ist fantastisch, der nächste eine finanzielle Zitterpartie. Die ständige Jagd nach neuen Projekten kostet wertvolle Zeit und Energie, die Sie lieber in Ihre eigentliche Arbeit investieren würden. Für viele Freelancer, Berater und Agenturen ist dieser unvorhersehbare Cashflow der größte Schmerzpunkt der Selbstständigkeit. Doch es gibt eine bewährte Lösung, die nicht nur für ein planbares Einkommen, sondern auch für eine tiefere, strategischere Kundenbindung sorgt: der Retainer Vertrag.
Ein Retainer-Modell transformiert Ihre Dienstleistung von einer einmaligen Transaktion in eine langfristige Partnerschaft. Es schafft Sicherheit für beide Seiten und ermöglicht es Ihnen, proaktiv und mit Weitblick für Ihre Kunden zu arbeiten. In diesem Leitfaden erklären wir Ihnen alles, was Sie über diese Art von Beratungsvertrag wissen müssen, zeigen die entscheidenden Klauseln auf und stellen Ihnen die Bausteine für eine rechtlich einwandfreie Vorlage zur Verfügung, mit der Sie sofort starten können.
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* Was ist ein Retainer Vertrag? Eine Vereinbarung über wiederkehrende Dienstleistungen für eine feste monatliche Gebühr.
* Hauptvorteil für Freelancer: Sorgt für ein stabiles, planbares Einkommen und reduziert den Akquise-Druck.
* Hauptvorteil für Kunden: Gewährleistet kontinuierlichen Zugang zu Expertenwissen und eine tiefere strategische Zusammenarbeit.
* Wichtigste Klauseln: Ein detaillierter Leistungsumfang, klare Zahlungsbedingungen und eine faire Kündigungsfrist sind unerlässlich.
* Ziel: Weniger Missverständnisse, mehr Planungssicherheit und eine stärkere, langfristige Kundenbeziehung.
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Was ist ein Retainer Vertrag (und warum ist er ein Game-Changer)?
Ein Retainer Vertrag, oft auch als Dauerberatungsvertrag oder Servicevertrag auf monatlicher Basis bezeichnet, ist eine vertragliche Vereinbarung, bei der ein Kunde (der Auftraggeber) einen Dienstleister (den Auftragnehmer, z. B. einen Freelancer oder eine Agentur) für einen festgelegten Zeitraum bucht. Anstatt für einzelne Projekte oder pro Stunde bezahlt zu werden, erhält der Dienstleister eine feste, wiederkehrende Gebühr, den sogenannten „Retainer“. Im Gegenzug stellt er ein bestimmtes Kontingent an Arbeitsstunden oder einen definierten Leistungsumfang pro Monat zur Verfügung.
Stellen Sie es sich wie ein Abonnement für Ihr Fachwissen vor. Ihr Kunde sichert sich Ihre Expertise auf Abruf, und Sie sichern sich ein zuverlässiges Grundeinkommen. Aus meiner Sicht ist dies der entscheidende Hebel, um aus der reaktiven Falle des reinen Projektgeschäfts auszubrechen und eine proaktive, beratende Rolle einzunehmen. Sie werden vom reinen „Erfüller“ zum strategischen Partner, was den Wert Ihrer Dienstleistung enorm steigert.
Diese Art der Zusammenarbeit bietet enorme Vorteile gegenüber der klassischen Projektarbeit. Für Sie als Freelancer oder Berater bedeutet es vor allem finanzielle Stabilität. Die monatlich wiederkehrenden Einnahmen glätten die typischen Umsatzspitzen und -täler. Für den Kunden bedeutet es, dass er sich auf Ihre Verfügbarkeit und Ihr tiefes Verständnis für sein Geschäft verlassen kann, was oft zu deutlich besseren und nachhaltigeren Ergebnissen führt.
Die fundamentalen Bausteine: Was muss in jeden Retainer Vertrag?
Ein vager oder unvollständiger Vertrag ist eine Einladung für Missverständnisse und spätere Streitigkeiten. Ein professionell aufgesetztes Dokument hingegen schafft von Anfang an Klarheit und Vertrauen. Es schützt beide Parteien und legt die Regeln der Zusammenarbeit eindeutig fest. Jeder gute Retainer Vertrag sollte daher die folgenden Kernpunkte detailliert regeln.
In der Praxis hat sich immer wieder gezeigt, dass die meiste Reibung dort entsteht, wo Annahmen an die Stelle von klaren Vereinbarungen treten. Nehmen Sie sich die Zeit, die folgenden Elemente sorgfältig zu definieren – es wird Ihnen unzählige Stunden an Diskussionen ersparen.
1. Vertragspartner: Wer schließt den Vertrag ab?
Das scheint trivial, ist aber die rechtliche Grundlage. Halten Sie die vollständigen und korrekten Namen sowie Adressen beider Vertragspartner fest – also von Ihnen als Auftragnehmer und von Ihrem Kunden als Auftraggeber. Bei Unternehmen muss die genaue Firmierung inklusive Rechtsform (z. B. GmbH, UG) und der vertretungsberechtigten Person genannt werden.
2. Leistungsumfang: Was ist im Abonnement enthalten?
Dies ist der Kern Ihres Vertrags und die häufigste Quelle für Missverständnisse. Definieren Sie so detailliert wie möglich, welche Dienstleistungen Sie erbringen. Vage Formulierungen wie „Marketing-Support“ sind ein Rezept für Konflikte. Seien Sie spezifisch.
- Konkrete Aufgaben: Listen Sie die genauen Tätigkeiten auf (z. B. „Erstellung von 4 Blogartikeln pro Monat“, „wöchentliches SEO-Monitoring“, „monatliches Reporting“).
- Inklusiv-Kontingent: Legen Sie fest, ob sich der Retainer auf eine feste Stundenzahl oder auf definierte Ergebnisse (Deliverables) bezieht. Ein Detail, das Anfänger oft übersehen, ist die Gefahr reiner Stundenpakete. Sie limitieren Ihr Einkommen und führen zu Diskussionen über jede Minute. Besser ist es, den Wert Ihrer Ergebnisse zu verkaufen, nicht Ihre Zeit.
- Kommunikation & Meetings: Regeln Sie, wie viele Meetings oder Calls pro Monat inklusive sind und über welche Kanäle (Telefon, E-Mail, Slack) kommuniziert wird.
- Prozess für Zusatzleistungen: Was passiert, wenn der Kunde mehr benötigt? Legen Sie fest, wie zusätzliche Arbeit angefragt, genehmigt und abgerechnet wird – idealerweise zu einem vorab definierten Stundensatz.
3. Vergütung und Zahlungsbedingungen: Wie und wann wird bezahlt?
Klarheit bei der Vergütung ist nicht verhandelbar. Ein professioneller Vertrag lässt hier keine Fragen offen. Das monatliche Honorar muss eindeutig beziffert sein, ebenso wie die Zahlungsmodalitäten. Legen Sie fest, ob die Gebühr monatlich im Voraus oder nachträglich zu entrichten ist. Die Vorauszahlung ist bei Retainern üblich und sichert Ihre Liquidität.
Definieren Sie außerdem das Fälligkeitsdatum der Zahlung (z. B. „zahlbar innerhalb von 14 Tagen nach Rechnungseingang“) und die bevorzugte Zahlungsmethode. Es ist auch ratsam, den Umgang mit nicht genutzten Stunden zu regeln. Verfallen sie am Monatsende oder können sie (ggf. begrenzt) in den Folgemonat übertragen werden? Eine klare Regelung beugt Streitigkeiten vor und stellt sicher, dass Ihre Rechnung mit allen Pflichtangaben reibungslos bezahlt wird.
4. Laufzeit und Kündigung: Wie kommen beide Seiten wieder aus dem Vertrag?
Ein Retainer ist auf eine langfristige Zusammenarbeit ausgelegt, doch beide Parteien benötigen Flexibilität. Legen Sie eine initiale Vertragslaufzeit fest (z. B. 3 oder 6 Monate) und wie es danach weitergeht. Üblich ist eine automatische Verlängerung um jeweils einen weiteren Monat, wenn nicht fristgerecht gekündigt wird. Die Kündigungsfrist ist entscheidend für Ihre Planungssicherheit.
Meiner Erfahrung nach hat sich eine Kündigungsfrist von 30 Tagen zum Monatsende als fairer und praktikabler Standard für beide Seiten erwiesen. Dies gibt Ihnen genügend Zeit, einen Ersatz zu finden, und belastet den Kunden nicht übermäßig. Vergessen Sie nicht, auch die Möglichkeit einer Kündigung aus wichtigem Grund zu erwähnen, die nach deutschem Recht, insbesondere dem Dienstvertragsrecht des BGB, stets gegeben ist.
5. Vertraulichkeit, Datenschutz und Nutzungsrechte
Während der Zusammenarbeit erhalten Sie Einblick in sensible Unternehmensdaten. Eine Vertraulichkeitsklausel (NDA) ist daher Pflicht. Sie verpflichtet beide Vertragsparteien, alle vertraulichen Informationen geheim zu halten. Regeln Sie zudem, wer die Nutzungsrechte an den von Ihnen erstellten Arbeitsergebnissen (z. B. Texte, Designs, Strategien) erhält. Üblicherweise gehen die Rechte nach vollständiger Bezahlung der Vergütung vollumfänglich an den Auftraggeber über.
6. Haftung und Schlussbestimmungen
Kein Vertrag ist vollständig ohne eine Haftungsregelung. Als Dienstleister ist es ratsam, Ihre Haftung auf Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit zu beschränken, soweit dies gesetzlich zulässig ist. Die Schlussbestimmungen am Ende des Dokuments regeln formale Aspekte: Anwendbares Recht (üblicherweise deutsches Recht), Gerichtsstand und die „Schriftformklausel“, die besagt, dass Änderungen des Vertrags nur schriftlich gültig sind.
Fazit: Mehr als nur eine Vorlage – Ihr Ticket zu Stabilität und Wachstum
Ein Retainer Vertrag ist weit mehr als nur ein juristisches Dokument. Er ist ein strategisches Instrument, das die Achterbahnfahrt der Selbstständigkeit beendet und die Weichen auf nachhaltigen Erfolg stellt. Indem Sie die Zusammenarbeit auf eine partnerschaftliche Basis heben, schaffen Sie nicht nur ein planbares Einkommen für sich selbst, sondern auch einen unschätzbaren Mehrwert für Ihre Kunden. Nutzen Sie diese Vorlage als Fundament für Ihre Verträge und fokussieren Sie sich auf das, was wirklich zählt: exzellente Arbeit, tiefgreifende Kundenbeziehungen und Ihr eigenes, stetiges Wachstum.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
[sc_fs_multi_faq headline-0=“h3″ question-0=“Was ist der Unterschied zwischen einem Retainer und einem Projektvertrag?“ answer-0=“Ein Projektvertrag bezieht sich auf ein einmaliges, klar definiertes Vorhaben mit einem festen Enddatum. Ein Retainer Vertrag hingegen begründet eine langfristige, wiederkehrende Zusammenarbeit für eine feste monatliche Gebühr und deckt laufende Dienstleistungen ab.“ image-0=““ headline-1=“h3″ question-1=“Wie viele Stunden sollte ich in einen Retainer Vertrag aufnehmen?“ answer-1=“Ich empfehle, von reinen Stundenpaketen wegzukommen und stattdessen den Wert und die Ergebnisse in den Vordergrund zu stellen. Wenn Sie dennoch Stunden vereinbaren, beginnen Sie mit einem kleineren Kontingent, das realistisch benötigt wird, und definieren Sie einen klaren Prozess für die Abrechnung von Mehrarbeit.“ image-1=““ headline-2=“h3″ question-2=“Kann ich einen Retainer Vertrag vorzeitig kündigen?“ answer-2=“Ja, das ist möglich. Eine ordentliche Kündigung ist unter Einhaltung der vereinbarten Kündigungsfrist jederzeit möglich. Eine außerordentliche Kündigung aus wichtigem Grund (z. B. bei groben Vertragsverstößen) ist ebenfalls eine gesetzlich verankerte Option.“ image-2=““ headline-3=“h3″ question-3=“Was passiert, wenn der Kunde die vereinbarten Stunden nicht nutzt?“ answer-3=“Dies sollte im Vertrag geregelt sein. Üblich ist, dass nicht genutzte Stunden am Monatsende verfallen, da Sie die Zeit ja für den Kunden reserviert haben. Alternativ kann eine begrenzte Übertragung in den Folgemonat vereinbart werden.“ image-3=““ headline-4=“h3″ question-4=“Muss ein Retainer Vertrag schriftlich sein, um gültig zu sein?“ answer-4=“Obwohl mündliche Dienstleistungsverträge theoretisch gültig sein können, ist die Schriftform absolut unerlässlich. Nur ein schriftlicher Vertrag schafft die nötige Klarheit, beugt Missverständnissen vor und dient im Streitfall als Beweisdokument. Es ist ein Zeichen von Professionalität für beide Seiten.“ image-4=““ count=“5″ html=“true“ css_class=““]